Appenzeller Witze

Kennen Sie den Appenzeller Witzweg? –Ein besonders fröhlicher Wanderweg durch die gächen Hügel des Appenzellerlandes, garniert mit gelegentlichen humoristischen Amuse-Bouches aus dem Fundus der dort gewachsenen Kultur mit der Kräutersulz im Hirni. Genüsslich pilgert man von Witz zu Witz, schmunzelt verschmitzt und kommt dem doppelbödigen Humor des Voralpenvölkleins langsam auf die Schliche.

Zurück bleibt dieser leicht bittere Nachgeschmack, typisch für diese Ecke der Schweiz. So ganz lustig sind sie nicht, die Appenzeller. Es steckt immer ein Quäntchen Häme dahinter, wenn sie Possen reissen. Der jahrhundertealte Humor ist getränkt von ihrem Alpenbitter, der durch die Karstritzen des Säntismassivs in ihre Herzen geflossen ist. Einfach war das Leben hier ja nie. Und war es mal einfach, hat man es sich mittels religiöser und weiterer Feindschaften kreativ erschwert. So ist es auch zu erklären, dass die beiden Appenzeller Halbkantone bis heute eine besondere Schicksalsgemeinschaft geblieben sind, eine Art therapeutische voralpine Wohngruppe, eingeschlossen auf zu engem Raum, den man auch mit dem Trick der Streusiedlung nicht wirklich erweitern aber doch entschärfen konnte.

In diesem recht "räss" abgewürzten sozialen Sugo köcheln sie also vor sich hin, die Appenzeller, und gebären dabei immer neue Innovationen, um nicht dem Eindruck zu verfallen, die Decke würde ihnen auf den Kopf fallen. Die Decken sind in diesem Landesteil nämlich besonders tief angeordnet, um nicht Raum für unnötige Gedanken zu schaffen, die in ebenso unnötigen Diskussionen enden würden. Das ist auch der Grund, warum bei Abstimmungen nur eine Stimme nötig war, –die des Mannes. Mit dieser sorgsam eingeübten Einigkeit haben sich die Appenzeller allen Widrigkeiten zum Trotz prächtig entwickelt.

Zu einer Autobahn oder einem Atomkraftwerk haben sie es zwar nicht gebracht, Kalt- und Warmwasser aber haben sie inzwischen, ebenso ein paar vergorene oder destillierte Flüssigkeiten, die sie dem Gast gerne einflössen, damit er sich etwas leichter in ihre voralpine Sichtweise einfühlen kann. Das gelingt in der Regel vorzüglich, sodass man bald einmal mitlachen kann bei den Witzen, die sie reissen. –Wobei man nie sicher ist, worüber der Gastgeber genau lacht.