Eine Bahn auf den Napf

Damals, als die menschliche Freiheit und Erlebnislust in Form von Eisenbahnen und Bergbahnen ihren schillernden Höhepunkt erreichte, gab es auch Pläne für eine Bahn auf den Napf. Ausgehend von Trubschachen sollte das Schmalspurbähnchen leicht ansteigend bis in den Fankhausgraben führen und von dort, unterstützt durch ein Zahnrad, steil empor auf den Napf.

Das Projekt wurde ausgearbeitet, minutiös berechnet und beschrieben und sogar beim Bundesrat zur Erlangung einer Konzession eingereicht. Das war im Jahr 1891. Wie so oft erwies sich die Sache als nicht ganz so erfolgsversprechend wie erhofft. Der Napf war schon damals keine Destination für echte Berggänger, sondern nur ein etwas gross geratener Hügel. Zwar fand sich oben ein Hotel mit Restaurant, rundherum aber nicht gerade viel, was einen Gast hätte unterhalten können. Und nach der 13. Molkekur ist auch dieses Thema etwas ausgelutscht.

So kam es denn, dass die Schienen nicht bestellt, die Kohle für die Lokomotive nicht geschürft und die Billette für die Bergfahrt (2. Klasse einfach CHF 2.60) nicht gedruckt wurden. Schade, könnte man sagen. Der Napf hätte sicherlich Spass gehabt an einem schnaufenden Züglein, das sich seine Flanken empornestelt. Vielleicht hätte die Napfbahn die ideale Vorlage für Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer abgegeben. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte wäre dann der Direktor von Kambly und Frau Waas die Betreiberin des Spezereiengeschäftes in Trub gewesen.

Noch schlummert er also weiter, der verkehrstechnisch jungfräuliche Napf, und geniesst die feinsinnige Langeweile, die nur unerschlossene Berge kennen.