Grenzziehung Napf
Der Napf kennt seit jeher eine bernische und eine luzernische Seite, was bis heute so geblieben ist. Während uns der Kantonswechsel auf der Herzschlaufe Napf kaum mehr in Wallungen bringt, war dies über Jahrhunderte anders.
Die beiden Machtgebiete verstärkten bereits im Mittelalter ihre Begehrlichkeiten auf die hügelige Landschaft, was in gewissen Abschnitten zu Uneinigkeiten und Grenzstreitereien führte.
Beim Weiler Hegen zwischen dem Luthertal und Eriswil berührt die Herzschlaufe einen der spannendsten Abschnitte dieses Grenzkonfliktes. Bereits 1318 wurde hier eine Grenze gezogen, welche sich auf der Krete zum Ahorn befand und durch «Wagende Studen» (sich im Wind wiegende Stauden) verortet wurde.
Trotz diesem prosaischen Grenzbeschrieb bot die Geschichte in der Folge noch mehrmals Anlass für Diskussionen über den Verlauf der grünen Linie. Die Schlichtungsversuche wurden aber in gesittet helvetischer Manier angegangen. Statt auf Waffen setzte man weiter auf die Macht des gesalbten Wortes, was in den Überschriften der jeweiligen Verträge zum Ausdruck kam. In der «Ewigen Vereinigung» von 1421 schwor man sich gegenseitig Respekt und zu unterlassende Grenzüberschreitungen. Und in der «Völligen Richtung» von 1470 glaubte man, die Grenzkurve definitiv erwischt zu haben, was leider aber nicht ganz der Fall war. So musste 1572 noch das Eidgenössische Schwurgericht über den Fall brüten, ehe dann Friede am Napf einkehrte, zumindest vorläufig. Denn schon 1653 zogen mit dem Bauernkrieg neue Wolken über dem Napf auf, dieses Mal aber nicht zwischen den Kantonen, sondern zwischen Stadt und Land, was zu einer neuen Solidarität zwischen Emmentaler und Entlebuchern Bauern führte. Leider konnte dieser Konflikt weder mit einer «endgültigen Erkenntnis» noch einer «definitiven Einsicht» erledigt werden. Er endete blutig und ist bis heute eine Verletzung im Seelengewand der Landbevölkerung.