Illegal
Auch die Herzroute hat klein angefangen, oder besser gesagt niedrig. Genau genommen war die erste Version kaum höher als die Strasse selber, indem die Routenmarkierungen als feine Farbzeichen auf derselben aufgemalt waren. Natürlich war das illegal, und niemand sollte davon erfahren, ausser natürlich die Herzroute-Gäste selber, die die Markierungen sogar sehr gut sehen sollten.
Diese Diskrepanz zwischen Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit war denn auch eine der Hauptschwierigkeiten der ersten Version der Herzroute, die sich über die lauschigen Anhöhen des Emmentals dahinzog. Und da das Emmental bekannt ist für seine gemütliche Funktionsweise, dauerte es auch zwei Jahre, bis die Bodenmarkierungen von offizieller Seite entdeckt und beanstandet wurden.
Aus Gründen der Kulanz einigte man sich auf weitere zwei Jahre, in welchen diese Markierungen wieder zu verschwinden hätten und durch echte Veloschilder zu ersetzen seien. Da das bekannte Emmentaler Klima gelegentlich Regengüsse kennt, waren diese zwei Jahre gerade genug, um die gelben Zeichen nach und nach verschwinden zu lassen. Da und dort half auch eine lokale Überdeckung durch zufällig herab gefallenen Kuhdung oder das etwas überspannte Anfahren der lokalen Dorfjugend in den frisierten Autos der Eltern.
Nach insgesamt vier Betriebsjahren erstrahlte die Herzroute in neuem Glanz, diesmal mit echten Veloschildern in stolzem Rubinrot, mitsamt blauem Routenfeld „Herzroute“. Velo-Archäologen werden eines Tages mit Lupe und Pinseln auf dem Asphalt nach letzten Farbpigmenten der legendären Ur-Herzroute suchen.