Von Links

Der Hund kam von links. So gesehen hatte er keinen Vortritt. Umgekehrt handelt es sich bei der Strasse eigentlich um seinen Hausvorplatz, zumindest in seiner Wahrnehmung. Und das Velo, das von rechts kam, überfuhr diesen Vorplatz in unangemeldeter und auch unadäquater Weise. So zumindest die Haltung des Hundes.

Die Haltung der Velofahrerin war etwas gebückt, vor allem beim Aufheben ihres Velos und dem Zusammensammeln ihrer Utensilien, die aus dem Velokörbli gepurzelt waren. Der Hund hatte sie nicht wirklich angegriffen, sondern mehr eine Art Verwarnung für respektloses Daherfahren aussprechen wollen. Da es sich beim Hund um eine wenig gesellschaftsgängige Rasse handelte, verlief der Dialog etwas konfrontativ und das Velo stürzte.

Der herbeigeeilte Bauer kritisierte den Hund scharf, mass er doch seinem Benehmen eine klare Kompetenzübertretung bei, auch wenn er die Betrachtung der Strasse als Hausvorplatz grundsätzlich gelten liess. Der gestürzten Frau zuliebe aber wurde der Hund mit dem Verweis hinters Haus geschickt, sich seiner Tat nochmals bewusst zu werden. Inzwischen war auch die Bäuerin aus dem Haus gekommen, die den Hund spontan als lieb aber etwas dumm bezeichnete, was aber unter uns bleiben sollte.

Sie nahm einen ganzen Kübel frisch geernteter Birnen hervor, die eine wie die andere herrlich schmeckten. Sie lud uns ein, noch ein paar für die weitere Fahrt mitzunehmen und klemmte die letzten kunstvoll ins etwas zerbeulte Körbli.

Das Knie unserer Kollegin blutete nicht mehr, die Hand war leicht geschürft und der Ellbogen soweit intakt. Wir bedankten uns für die mitgegebenen Köstlichkeiten und erwähnten noch, dass fortan noch weitere Velofahrer hier entlang kommen würden, da das Strässchen vor ihrem Haus neu eine Veloroute sein würde. Auf das Wort „Herzroute“ verzichteten wir vorsichtshalber, um die Erklärungen, die sie dem Hund zu überbringen hatten, nicht unnötig kompliziert zu machen.